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Der Algorithmus als Chefin? - Plattformisierung und gute Arbeit

Kurzbericht des Forschungsprojekt

Das Forschungsprojekt "Algorithmus als Chefin?" wurde von der Hans-Böckler-Stiftung für den Zeitraum November 2017 – Juli 2019 finanziert. Das Projekt ist Teil des HBS Forschungs-verbund „Digitalisierung, Mitbestimmung, Gute Arbeit“.

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Center for Interdisciplinary Labour Law Studies (C*LLaS), dem Centre for Internet and Human Rights (CIHR) (beide Europa Universität Viadrina) und dem Privacy and Sustainable Computing Lab an der Wirtschafts-Universität Wien durchgeführt.

Forschungsteam:

Projektleitung:

Prof. Dr. Eva Kocher, EUV, Juristische Fakultät, Center for Interdisciplinary Labour Law Studies (C*LLaS)

Joanna Bronowicka, EUV, Center for Interdisciplinary Labour Law Studies (C*LLaS) and Centre for Internet & Human Rights (CIHR)

Dr. Ben Wagner, WU, Privacy and Sustainable Computing Lab

Projektmitarbeiterinnen:

Mirela Ivanova, EUV, Center for Interdisciplinary Labour Law Studies (C*LLaS) and Centre for Internet & Human Rights (CIHR)

Anne Degner, EUV, Juristische Fakultät, Center for Interdisciplinary Labour Law Studies (C*LLaS)

Ziele des Projekts:

Es gibt eine große Vielfalt an Konzepten für Arbeitsorganisation und Geschäftsmodellen auf Basis digitaler Plattformen. Diese erfordert ein vertieftes Verständnis der strukturellen Rolle von Plattformen als Arbeitsumfeld. Der Diskurs über die Gig-Economy stellt Plattformen als flexibel und effizient dar. Die Plattformen versprechen den Beschäftigten unabhängig von der Vertragsgestaltung (als Arbeitsvertrag oder selbstständiger Dienstvertrag) Autonomie und Flexibilität. Die Unternehmen positionieren sich oft auch als Anbieter einer neutralen technologischen Infrastruktur und als unparteiische Vermittlerinnen.

Im Projekt untersuchten wir das Zusammenspiel von Autonomie und Kontrolle im App-basierten Management von Essenlieferdienste aus einer interdisziplinären Perspektive. Es ging insbesondere um die Frage, wie viel Autonomie den „Gig-workers“ tatsächlich zukommt und wie Plattformen versuchen, ihre Kontrolle durch Technologien zu erhöhen. Dabei interessierte uns vor allem, welchen Unterschied es im Verhältnis von „Chef*in“ und „Beschäftigten“ macht, wenn Kontrollprozesse durch den Einsatz bestimmter Algorithmen (teil-)automatisiert sind. Am Beispiel einer empirischen Analyse ortsgebundener Lieferplattformen für die Gastronomie untersuchen wir neue Mechanismen der digitalen Kontrolle und durch automatisierte Arbeitsprozesse veränderte Arbeitsbedingungen, wie z.B. Zugangsbedingungen und Weisungen, Auswahlentscheidungen, Reputations- und Bewertungsmechanismen

Kernanliegen des Projekts war es, das automatisierte Arbeitsumfeld, das diese Plattformen über ihre reine Vermittlungstätigkeit hinaus organisieren, besser zu verstehen. Wenn die Interaktion über eine plattformbasierte App gemanagt wird, stellt sich die algorithmengesteuerte Plattform in Teilen als „Chefin“ dar und übt damit Kontrolle über eine Vielzahl dezentraler Beschäftigten aus.

Im Projekt ging es auch darum, die Auswirkung des algorithmischen Managements durch das Plattformsystem auf die Beschäftigten zu untersuchen. Der Fokus lag insofern auf der Perspektive der Beschäftigten im Zusammenhang konkreter Plattformfunktionen, die durch verschiedene Grade der Automatisierung gekennzeichnet sind. Wir wollten herausfinden, wie die Beschäftigten ihre Arbeitstätigkeit erleben, ob sie sich z.B. überwacht oder beeinflusst sehen, ob sie bestimmte Funktionen als Kontrolle wahrnehmen und wie sie damit umgehen.

Diese Fragen sind eng mit drängenden Fragen zur Neuausrichtung des Arbeits- und Sozialrechts verbunden. Ausgehend von den sozialwissenschaftlichen Analysen über Autonomie und Kontrolle, haben wir auch untersucht, welche Bedeutung die algorithmischen Managementmechanismen für das Arbeits- und Sozialrecht haben. Wir fragen, ob die herkömmlichen Rechtsbegriffe und Definitionen noch passen bzw. inwiefern sie an die neuen Verhältnisse angepasst werden müssen, um einen adäquaten Schutz der Beschäftigten zu erreichen. Hier arbeiten wir Regelungsbedarfe und ‑möglichkeiten heraus und entwickeln konkrete Ansätze zur Umsetzung.

Forschungsfragen und Methodik

Ergebnisse

Publikationen

Projektbeschreibung auf Englisch