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Über unser Forschungsprojekt

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Koordination selbstständiger Unselbstständigkeit: Erwerbsarbeit jenseits der Organisation im Internetzeitalter

Unser interdisziplinäres Forschungsprojekt zum Crowdworking an der Viadrina thematisiert die durch die Digitalisierung angestoßenen veränderten Bedingungen für Erwerbsarbeit.

Die beschleunigte Entwicklung digitaler Technologien verändert und globalisiert auf komplexe und vielfältige Weise Lebens- und Arbeitswelten und prägt den Übergang zur Wissensgesellschaft. Damit gehen Veränderungen der Koordinationsformen von Erwerbsarbeit einher, die im Kontext neuer Subjektivierungs- und Entgrenzungsdynamiken herkömmliche (nationalstaatlich geprägte) Verständnisse abhängiger Arbeit im Recht und in der Organisationstheorie in Frage stellen.

Crowdworking, der Untersuchungsgegenstand des Projekts, zeigt, wie sich Unternehmen unter Globalisierungs- und Innovationsdruck öffnen, um flexibel externe Wissens- und Produktions­quellen zu nutzen, wodurch räumlich, zeitlich und auch sozial distante Wirtschaftssubjekte in der Peripherie der Unter­nehmens­organisation auf neue Art in den Wert­schöpfungs­prozess eingebun­den und selbstständig unselbstständig beschäftigt werden.

Ausgangsthese unseres Projektes ist, dass die Polykontexturalität der neuen Koordinationsformen der Erwerbsarbeit jenseits der Organisation monodisziplinär nur noch unzureichend erfasst werden kann. Es bedarf eines interdisziplinären Zugangs und wir wollen die Forschungsperspektiven aus den Sozialwissenschaft, der Organisationstheorie und der Rechtswissenschaft zusammenführen.

Das Projekt gliedert sich in zwei Phasen, in denen unterschiedliche Ausprägungen des Phänomens Crowdworking in den Blick genommen werden. Während wir uns in der ersten Phase (2015-2018) vorwiegend mit der Ausgestaltung und Koordination von sogenannten simplen Crowdworkingformen, wie dem Microworking, beschäftigt haben, steht in der gegenwärtigen zweiten Projektphase (2018-2020) vor allem das komplexe Crowdworking im Mittelpunkt des Forschungsinteresses.

Komplexes Crowdworking zeichnet sich vor allem durch den gehobenen Anspruch an die Crowdworker_innen aus, die diesen Tätigkeiten nachgehen: Das Ergebnis der Arbeit ist dabei nicht von vorneherein festgelegt, sondern erfordert besondere (kreative) Fähigkeiten oder ein spezielles Wissen. Zudem muss komplexes Crowdworking nicht zwangsläufig von nur einer Person vollzogen werden, sondern basiert oftmals auf komplexeren Interaktionspraktiken innerhalb der Crowd.

Ausgehend von der Annahme, dass gerade jene komplexen Formen des Crowdworking die Zukunft der Arbeit prägen werden, möchten wir herausfinden, wie sich dieses Phänomen ausgestaltet, welchen Tätigkeiten die Crowd nachgeht und nach welchen Ordnungen sie sich dabei koordiniert.

Das Projekt wird seit 2015 von der Fritz-Thyssen-Stiftung im Förderschwerpunkt “Staat, Wirtschaft & Gesellschaft” gefördert.