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Grußwort von Monique Vollbrecht und Paul Mayerhofer

Paul Mayerhofer

Sehr geehrte Frau Professorin Kocher, sehr geehrter Herr Professor Häde, sehr geehrter Herr Groß, liebe Professorinnen und Professoren, liebe Absolventinnen und Absolventen, liebe Familienangehörige und Freunde, liebe Gäste,

für einige ist der heutige Graduation Day mit einer Rückkehr nach Frankfurt (Oder), an die Viadrina und ihre juristische Ausbildungsstätte verbunden, nachdem sie sich bereits der Herausforderung "Rechtsreferendariat" gestellt oder ihren Studienabschluss für andere Berufsperspektiven genutzt haben; für andere ist die Viadrina so vertraut wie zu Studienzeiten: Sie arbeiten als akademischer Mitarbeiter oder akademische Mitarbeiterin an einem Lehrstuhl, verfolgen derzeit ein Promotionsvorhaben oder studieren im Masterstudiengang.

Obgleich Bachelor- oder Masterabschluss, die bestandene Erste Juristische Staatsprüfung oder ein erfolgreich abgeschlossenes Promotionsvorhaben: Mit dem Graduation Day 2022 ist uns — der Corona-Pandemie zum Trotz — die Möglichkeit gegeben worden, einen aufregenden, erinnerungsreichen und überaus wichtigen Lebensabschnitt gemeinsam zu schließen. Im Namen aller Absolventinnen und Absolventen der Jahrgänge 2020, 2021 und 2022 möchten wir uns herzlich bei Frau Müller und Frau Kotlow sowie dem gesamten Organisationsteam bedanken.

Uns wird die Ehre zuteil, für alle Absolventinnen und Absolventen der Juristischen Fakultät hier stehen zu dürfen und auch in Ihrem Namen diese Worte zu sprechen.

Getreu dem Motto der heutigen Veranstaltung möchte ich euch sagen: Wir können stolz auf uns sein!

220611-479 ©Witek Cholewa

Monique Vollbrecht

Liebe AbsolventInnen, liebe Gäste,

erlauben Sie es mir, die vergangenen Jahre einmal durch die rechtliche – genauer gesagt die strafrechtliche – Brille zu betrachten.

Einige Jahre ist es nun her, dass eine große Gruppe junger Menschen in der Einführungswoche hier an der Viadrina zum ersten Mal aufeinandertraf. Alle hatten sie unabhängig voneinander den gleichen Plan gefasst: einen juristischen Abschluss zu erreichen. Manche hatten den Vorsatz auf dieses Unterfangen allein gefasst, bei anderen wurde dieser Entschluss erst durch die Anstiftung von Familie oder FreundInnen hervorgerufen.

Schon bald bildeten sich unter den Studierenden erste Banden, die sich zum gemeinsamen und fortgesetzten Lernen zusammengeschlossen hatten. Basierend auf dem gemeinsamen Plan, den bestmöglichen Abschluss zu erreichen, machten sie sich an die Umsetzung. Einige der Bandenmitglieder gaben ihren Vorsatz nach und nach auf. Diejenigen MittäterInnen, die heute unter uns sind, hielt das jedoch nicht davon ab, ihren Plan weiterzuverfolgen und dessen Umsetzung zu intensivieren. Um sich dem großen Coup – dem Abschluss – Stück für Stück zu nähern, begingen unsere Bandenmitglieder zunächst kleinere Taten. Es wurden Grundkursklausuren und Anfängerhausarbeiten geschrieben. Später traute man sich an Umfangreicheres: Große Übungen wurden absolviert, schließlich wagten man sich sogar an Bachelor- oder Examenshausarbeiten. Nicht alle diese Taten waren stets von Erfolg gekrönt. Manche blieben im Versuchsstadium stecken, andere kamen sogar gar nicht über Vorbereitungshandlungen hinaus. Insgesamt betrachtet waren diese ersten Bandentaten dennoch so erfolgreich, dass es sich lohnte, den gemeinsamen Plan fortzusetzen.

Und so rückte das Gesamtziel näher. Die Vorbereitungen für den letzten großen Coup nahmen an Intensität zu. Doch kurz bevor einige der MittäterInnen zur Herbeiführung des erfolgreichen Examens unmittelbar ansetzen wollten, wurden ihre letzten Vorbereitungen unerwartet massiv gestört. Ein Virus hatte sich verbreitet und die Durchführung der Tat vorerst vereitelt. Der Vorsatz, diesen so lange verfolgten Plan nun zu einem glorreichen Ende zu bringen, hatte sich unter den Bandenmitgliedern inzwischen jedoch so sehr verfestigt, dass an Aufgeben trotz aller Widrigkeiten nicht zu denken war. Nachdem der erste Schrecken über die jähe Unterbrechung überwunden war, machten sich sämtliche MittäterInnen an die Fortführung ihres Planes. Dabei erhielten sie allerhand Unterstützung. Die Professoren und Professorinnen der Viadrina erklärten sich sofort bereit, die geplante Tat zu fördern. Sie stellten ihre Vorlesungen auf Online- oder Hybridformate um, luden Skripte hoch, lernten den Umgang mit Zoom und Big Blue Button, stellten Audiodateien zur Verfügung oder nahmen Podcasts auf. Auch die KoordinatorInnen des Uni-Reps schlossen sich bald an. Sie ermöglichten einen Online-Klausurenkurs und organsierten selbst unter schwierigsten Bedingungen Probeexamina und Prüfungssimulationen. Auf diese Weise leisteten sie einen unerlässlichen Beitrag.

Schließlich trat zum erste Mal auch der Bandenchef in Erscheinung, der schon seit einiger Zeit im Hintergrund die Fäden zog. Noch immer blieb er jedoch anonym, verbarg sich hinter dem Kürzel "GJPA". Jedes Bandenmitglied erhielt von ihm ein Schreiben, in dem er Tattag, -uhrzeit und -ort für den letzten großen Coup nannte. Als der Tattag endlich gekommen war, fanden sich alle Bandenmitglieder am vorgeschriebenen Tatort ein. Alle statteten sich mit dem notwendigen Tatwerkzeug aus: Bleistifte wurden angespitzt, Füller mit Tinte befüllt, Papier bereitgelegt. Und schließlich war der lang ersehnte Moment gekommen. Um Punkt 9.00 Uhr schlugen sie zu. Hecktisch wurde nach dem so harmlos aussehenden eng bedruckten Blatt Papier gegriffen. Fünf Stunden lang machten sich die Bandenmitglieder erbarmungslos über den Sachverhalt her. Es wurde geschrieben, durchgestrichen, neu geschrieben, Zettel zerrissen und noch einmal neu geschrieben. Am Ende der für die Tatbegehung vorgesehenen fünf Stunden blieb kaum Zeit, das eigene Werk zu begutachten. Stattdessen musste es zur Bewertung an den Bandenchef übergeben werden. Das Warten auf das Ergebnis schien schier endlos, doch dann kam die erlösende Nachricht: der Bandenchef war zufrieden, der 1. Teil des Coups war gelungen.

Damit begann die Vorbereitung auf den 2. und abschließenden Teil. Erneut erreichte die Bandenmitglieder eine Ladung vom ominösen "GJPA". Diesmal sollte der Tatort das Gebäude der Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung in Berlin sein. Und die Ladung verriet noch etwas: die Bande, die ihren gemeinsamen Plan schon seit Monaten, gar Jahren gemeinschaftlich verfolgt, würde nun getrennt agieren müssen. Stattdessen würde man auf die Mitglieder anderer Banden treffen, die bisher in Berlin oder Potsdam ihr Unwesen getrieben hatten. Die Aufregung stieg. Am Tattag dann saß man dem Bandenchef zum ersten Mal direkt gegenüber. „GJPA“ bekam ein Gesicht. Über den Tag hinweg wurden lange Gespräche geführt. Schließlich erhielten alle MittäterInnen die frohe Botschaft: sie hatten ihre Eignung als Bandenmitglieder bewiesen und wurden nun in den innersten Zirkel – den Kreis der JuristInnen – aufgenommen.

Liebe Gäste, lassen Sie uns zu einem Ergebnis kommen. Sämtliche Damen und Herren, die hier in den vorderen Reihen sitzen, haben sich schuldig gemacht wegen mittäterschaftlicher Absolvierung des juristischen Abschlusses. Die Vorbereitung nach § 30 II Var. 3 StGB tritt dahinter zurück.

Doch damit sind wir noch nicht am Ende. Sämtliche Professoren und Professorinnen, die Uni-Leitung und das Team des Dekanats haben sich durch ihre unermüdliche Unterstützung der Absolventen und Absolventinnen wegen Beihilfe zu verantworten. Und auch die Familien, FreundInnen und PartnerInnen haben sich der Beihilfe schuldig gemacht, indem sie über Jahre hinweg manchmal aufmunternd, manchmal tröstend oder mit der nötigen Ablenkung zur Seite standen.

Bei aller Freude und Heiterkeit am heutigen Tag möchten wir dennoch nicht umhin, einige – sehr ernst gemeinte – Dankesworte loszuwerden.

Paul Mayerhofer

Unser besonderer Dank für eine bestmögliche Examensvorbereitung gilt Frau Müller und Professor Haack für die Koordination des Unireps, den lehrenden Professorinnen und Professoren, den Korrekturassistentinnen und Korrekturassistenten sowie dem gesamten Dekanats- und Unirep-Team.

Es bleiben aber nicht nur die Erinnerungen aus einer durchaus intensiven Examensvorbereitung, sondern auch aus der Zeit unseres Studiums ohne den besonderen Druck des bevorstehenden Staatsexamens: in den Vorlesungen, Arbeitsgemeinschaften und Seminaren, aber auch in den gemeinsam verbrachten Mittagspausen in der Mensa oder auf dem Campus — es sind Momente, die in guter Erinnerung bleiben werden und auf ewig mit der Viadrina in Verbindung stehen.

Und eins hat die Viadrina uns auch gelehrt: Jura zu studieren, heißt nicht nur Bücher in der Bibliothek zu verstecken, um anderen gegenüber einen vermeintlichen Vorteil zu erlangen. Das Jurastudium an der Viadrina schafft einen angenehmen Austausch zwischen seinen hilfsbereiten Kommilitoninnen und Kommilitonen, nicht nur für Hausarbeiten in der Großen Übung, sondern auch für die Zeit nach dem Examen. Es entstehen besondere Freundschaften. Ohne sie wäre doch vieles sehr viel schwieriger geworden.

In diesem Sinne: You made it! We are proud of you!

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