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1. Viadrina Compliance Congres


Am 20.11.2012 fand in dem Senatssaal der Europa-Universität Viadrina der 1. Viadrina Compliance Congress statt. Veranstaltet wurde dieser von dem Lehrstuhl für Polnisches Öffentliches Recht und der Compliance Academy Münster. Eröffnet wurde die von Frau Irina Jäkel moderierte Tagung mit einer Begrüßung durch Herrn Christian Zens (Kanzler der Viadrina), Herrn Prof. Matthias Pechstein (Dekan der Juristischen Fakultät), Herrn Prof. Stephan Kudert (Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät) und Herrn Prof. Bartosz Makowicz (Inhaber des Lehrstuhls für Polnisches Öffentliches Recht einschl. Wirtschafts- und Europarecht).
 
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Ideengeber der Tagung war Prof. Makowicz, der sich intensiv mit der Problematik „Compliance“ beschäftigt. Thema der interdisziplinären Tagung war „Europäisierung der Compliance und Compliance im Vertrieb“. Demnach stand der aktuelle, aber noch ziemlich unbekannte Modebegriff „Compliance“ im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen. Der Deutsche Corporate Governance Kodex (DCGK) definiert Compliance als die in der Verantwortung des Vorstands liegende Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und unternehmensinternen Richtlinien. Auf genau diese Verantwortung wurde im 1. Panel aus theoretischer Sicht und im 2. Panel aus Sicht der Praxis eingegangen. Die Referenten waren Juristen und Wirtschaftswissenschaftler. Dies spiegelt die Interdisziplinarität dieses Themengebietes wieder, das als eine Schnittstelle der Rechtswissenschaft und der Wirtschaftswissenschaft bezeichnet werden kann.

Nach der Begrüßung der Teilnehmer folgte ein Impulsvortrag von Herrn Dr. Spiering von Noerr Berlin. Dieser betonte zunächst, das Compliance ein aktueller Modebegriff ist. Eine Einführung europäischer Compliance-Standards schließt er nicht aus, da es bereits erfolgreiche Versuche der Europäischen Union zur Vereinheitlichung, z.B. die Europäische Aktiengesellschaft oder die Marktmissbrauchsrichtlinie, gibt und diese erfolgreiche verlaufen sind.
 
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Anschließend folgte das 1. Panel zum Thema „Aussichten auf europäische   Compliance Standards“ unter der Moderation von Frau Prof. Wüstemann von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakult der Europa-Universität Viadrina. Begonnen hat das Panel mit einem Beitrag von Frau Querenet-Hahn, einer französischen Rechtsanwältin. Sie merkte an, dass die Einführung europäischer Standards kritisch zu bewerten ist, da jedes Unternehmen auf einem anderen Markt tätig ist und damit andere Standards benötigt. Im Weiteren standen die Richtlinien des französischen Kartellamtes vom 10.02.2012 zum Thema Compliance im Mittelpunkt des Beitrages. Diese sind für Unternehmen nicht bindend, sondern sollen eine Orientierungshilfe darstellen. Dann sprach Herr Saifee von Thomas More Chambers London. Nach einem historischen Rückblick auf die Anfänge der Korruptionsbekämpfung widmete er sich dem UK Bribery Act von 2010. Dieser regelt Einführung und Struktur von Compliance-Programmen im Zusammenhang mit der Korruptionsbekämpfung. Dr. Schmidt von PWC berichtete vor allem über die Richtlinien des Instituts der Wirtschaftsprüfer, welche im März 2012 erlassen wurden. Entstanden sind diese Richtlinien aufgrund einer steigenden Nachfrage seitens der Wirtschaft und sollten Wirtschaftsprüfern einer Orientierungshilfe bieten. Viele Unternehmen nutzen diese als Orientierungshilfe bei der Einführung von Compliance-Programmen. Die anschließende Diskussion schloss Prof. Makowicz mit der Bemerkung ab, dass bereits in den 3 vorgestellten Ländern einige Gemeinsamkeiten vorliegen und diese einen Grundstein für eine Vereinheitlichung der Compliance-Standards bilden können.

Nach der Pause folgte das 2. Panel zum Thema „Compliance – Freund oder Feind des Vertriebs?“. Moderiert wurde dies von Herrn Dr. Wendenburg vom Institut für Konfliktmanagement der Europa-Universität Viadrina.
 
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Eröffnet wurde das Panel von Herrn Schmahl, ActavisGruppe – Head of Compliance bei der Activatis Gruppe. Er erläuterte die Rolle von Compliance in Pharmaunternehmen. Zentrale Themen sind hierbei Datenschutz, Wirtschaftssanktionen und Korruptionsvorbeugung. Dr. Lösler von der Allianz München sieht Compliance weder als Feind noch als Freund des Vertriebs an. Compliance sollte im Unternehmen unsichtbar sein, sich im Hintergrund abspielen. Die Einführung eines zentralen Compliance-Management-Systems unterstützt er nicht, da jedes Risikofeld ein eigenes CMS benötigt, welches individuell erstellt werden muss. Anschließend hatte Herr Braun, Wirtschaftsingenieur bei der Commerzbank, das Wort. Er sieht Compliance nicht als eine Sache von juristischen Regelungen an, sondern als die Organisation von Strukturen, die den Vorstand und Aufsichtsrat vor Verstößen schützen sollen. Das schlechte Gewissen von Menschen sei demnach der Grund für die Einhaltung von Compliance-Richtlinien. Im Fokus des Vortrages standen Ethik und Moral im familiären und privaten Alltag. Dr. Schneider, CO bei der Telekom, behauptet, die gemeinsamen Standards hätten sich bereits durchgesetzt und müssen deshalb nicht mehr geschaffen werden.Compliance sei dabei auf keinen Fall der Freund der Praxis, könne aber durchaus ein Partner sein.

Durch ein Schlusswort von Herrn Cornelius von Eichel-Streiber, Geschäftsführer der Compliance Academy Münster, wurde der I. Viadrina Compliance Congress beendet.
 

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